Der
Fischer Simon, der mit Frau und Kindern in Kapernaom lebte, wurde gemeinsam
mit seinem Bruder Andreas, der zuvor schon Jünger von Johannes
dem Täufer war, von Jesus in seine Jüngergruppe berufen (Markusevangelium
1, 16 - 18).
Die
Heilung der Schwiegermutter des Petrus vom Fieber war eine der ersten
Wundertaten Jesu (Matthäusevangelium 8, 14 - 15). Beim Wandel
auf dem See Genezareth zeigte sich Petrus' Glaube als zögerlich:
er wollte dem auf dem Wasser gehenden Jesus folgen, bekam aber Angst
zu versinken; nach seiner Rettung bekannte er mit einem Kniefall:
"Du bist in Wahrheit Gottes Sohn" (Matthäusevangelium
14, 28 - 32).
Mit
Johannes und Jakobus war Petrus bei der Verklärung Jesu zugegen
(Matthäusevangelium 17, 1 - 8). Hervorgehoben wird Petrus auch
bei der Fußwaschung, als er sich nicht würdig fühlte,
sich von Jesus die Füße waschen zu lassen (Johannesevangelium
13, 5 - 10). Bei der Gefangennahme Jesu schlug er in seinem Eifer
Malchus, dem Diener des Hohenpriesters, das Ohr ab (Johannesevangelium
18, 10). Petrus verleugnete Jesus nach dessen Gefangennahme drei Mal,
noch ehe der Hahn krähte (Markusevangelium 14, 66 - 72). Petrus
war aber auch der erste männliche Zeuge der Auferstehung Jesu
(1. Korintherbrief 15, 5; Lukasevangelium 24, 34).
Petrus'
zukünftige Aufgabe wurde ihm beim Fischzug als "Menschenfischer"
angekündigt (Lukasevangelium 5, 10). Nach seinem Bekenntnis von
Cäsarea wurden Petrus "die Schlüssel des Reichs der
Himmel" übergeben. Jesus bezeichnete ihn als "Fels"
- griechisch: "pétros" - auf dem er seine Kirche
bauen wolle (Matthäusevangelium 16, 16 - 19) und erteilte ihm
am Abend vor seiner Kreuzigung einen besonderen Auftrag im Apostelkreis:
"stärke deine Brüder" (Lukasevangelium 22, 32).
Durch den Zuruf des Johannes erkannte Petrus, vom reichen Fischzug
zurückkehrend, den am Ufer erschienenen Auferstandenen und erhielt
den Auftrag: "Weide meine Lämmer." (Johannesevangelium
21, 1 - 19). Diese herausgehobene Stellung des Petrus ist mit begründend
für die besondere Stellung aller späteren "Nachfolger
Petri" in Rom, den Päpsten.
Am
ersten Pfingstfest hielt Petrus eine wirkungsvolle Predigt (Apostelgeschichte
2, 14 - 41); mit Johannes heilte er einen Lahmen, der vor die Tempelpforte
getragen wurde (Apostelgeschichte 3, 1 - 11); der Hohepriester Ananias
setzte ihn und Johannes gefangen, ließ ihn aber wieder frei
(Apostelgeschichte 4, 1 - 23); Kranke wurden vom Schatten des vorüber
gehenden Petrus geheilt (Apostelgeschichte 5, 15); der Zauberer Simon
bekehrte sich augenblicklich, wurde von Philippus getauft, von Petrus
aber der dennoch anhaltenden Falschheit entlarvt (Apostelgeschichte
8, 9 - 24). In Lydda - dem heutigen Lod - heilte Petrus den gichtbrüchigen
Aeneas, in Joppe - dem heutigen Yafa, Ortsteil von Tel Aviv - erweckte
er Tabitha vom Tod (Apostelgeschichte 9, 32 - 42); er bekehrte mit
dem Hauptmann Cornelius den ersten Nicht-Juden zum Christentum, nachdem
er von den reinen und unreinen Tieren geträumt und gehört
hatte, dass er keinen Menschen unrein heißen dürfe; auch
die Anwesenden wurden zu einer gemeinsamen Schau entrückt und
getauft (Apostelgeschichte 10).
Nach
der Enthauptung Jakobus', des Älteren, ließ König
Herodes den nach Jerusalem zurückgekehrten Petrus zwischen zwei
Kriegsknechten ins Gefängnis werfen. Ein Engel erschien, die
Ketten fielen, Petrus ging ungehindert an den Wächtern vorbei
und musste dann zweimal am Haus der Maria, der Mutter des Johannes
Markus, anklopfen, da die Magd Rhode nur seine Stimme erkannte, aber
nicht glaubte, dass er es sei (Apostelgeschichte 12, 1 - 19) - das
Fest "Petri Kettenfeier" hat in dieser Geschichte seine
Wurzel. Die Meinungsverschiedenheit mit Paulus über die Mission
bei Juden und Heiden wurde beim Apostelkonzil ausgeglichen (Apostelgeschichte
15). Petrus hatte zusammen mit dem "Herrenbruder" Jakobus
die Führung der Gemeinden in Jerusalem inne und begründete
die christliche Mission, er wird in allen neutestamentlichen Apostelkatalogen
an erster Stelle genannt. Nach der Legenda Aurea war Petrus sowohl
beim Tod wie bei Himmelfahrt der Maria anwesend und war es Petrus,
der mit Paulus ihre Bahre trug und den Hohenpriester heilte, dessen
Hände durch seinen Unglauben und sein Bestreben, das Begräbnis
zu verhindern, an der Bahre gelähmt hängen gebleiben waren.
Nach
katholischer Lehre reiste Petrus später nach Rom, wirkte dort
als Leiter der Gemeinde und starb dann unter Nero den Märtyrertod.
Schon anfangs des 2. Jahrhunderts gehen kirchliche Schriftsteller
von seiner Anwesenheit in Rom aus, auch wenn es sonst keine Hinweise
dafür gibt und auch keine innere Logik, die dafür spricht.
Der
Überlieferung zufolge begegneten sich Petrus und Paulus in Rom,
zusammen überführten sie den Magier Simon, der mit seiner
Flugkunst zu Tode stürzte. Nero verlor mit ihm seinen Hofkünstler
und ließ Petrus und Paulus ins Gefängnis werfen; vor der
Hinrichtung erreichten Freunde, dass Petrus sich entziehen konnte.
Der Fliehende begegnet vor den Toren der Stadt Rom Christus und fragte
ihn: "Quo vadis, Domine?", "Wohin gehst du, Herr?";
als Christus anwortete, er gehe nach Rom, um sich noch einmal kreuzigen
zu lassen, beschloss Petrus, mit ihm zu gehen und dieses Schicksal
zu teilen; gleich danach sah er den Auferstandenen in den Wolken entschwinden.
Petrus wurde dann auf eigenen Wunsch im Zirkus des Nero ans Kreuz
geschlagen - umgekehrt, da er nicht würdig sei, den selben Tod
wie Jesus Christus zu sterben.
Petrus
gilt als Autor der beiden im Neuen Testament enthaltenen Petrusbriefe.
Der 1. Petrusbrief wurde in Rom von Silvanus geschrieben (1. Petrusbrief
5, 12 - 13); er enthält aber eher Gedankengut von Paulus, für
eine Autorenschaft des Petrus spricht nichts. Der 2. Petrusbrief ist
tatsächlich wohl erst Anfang des 2. Jahrhunderts entstanden,
hat also sicher nicht Petrus zum Autoren. Dagegen spricht einiges
für die Auffassung, dass im Evangelium des Markus, das wohl in
Rom geschrieben wurde, die Überlieferung des Petrus enthalten
ist.
Bedeutung:
Seine hervorragende Bedeutung erhielt Petrus durch die Lehre von der
apostolischen Nachfolge, der zufolge alle Bischöfe von Rom, also
alle Päpste, direkte Nachfolger des Petrus sind. Die Ostkirchen
bestritten seit je her die Oberhoheit des römischen Bischofs.
Auch die protestantische Reformation lehnte es ab, das Papsttum auf
Petrus zurückzuführen.
Petrus'
Patronat für Brückenbauer hat seine Grundlage in einem der
Titel der Päpste als "Pontifex Maximus", "größter
Brückenbauer". Petrus schließt in mittelalterlichen
Darstellungen des Jüngsten Gerichts das Himmelstor, die Paradiesespforte,
auf, der Schlüssel ist in den Darstellungen sein Attribut. Diese
himmlische Rolle macht ihn auch zum "Wettergott".
Gedenken:
Der Leichnam des Petrus wurde der Überlieferung nach zusammen
mit dem des Paulus zunächst auf einem alten Friedhof an der Via
Appia Antica beigesetzt, über dem im 4. Jahrhundert die Kirche
S. Sebastiano ad catacumbas gebaut wurde. Dann erhielt Petrus demnach
ein neues Grab an der Stelle, an der von da an seine Verehrung begann
und über der Kaiser Konstantin 324 die älteste Peterskirche
errichten ließ; in dieser Kirche wurde u. a. 800 Karl, der Große,
gekrönt. Den Auftrag zur vollständigen Erneuerung dieser
immer mehr zerfallenden Kirche erteilte Papst Nikolaus 1452, im Jahr
1626 konnte dieses Bauwerk, der Petersdom, fertig gestellt und eingeweiht
werden. Unter dem Hochaltar werden Petrus' Gebeine verehrt.
Als
Tag des Martyriums des Petrus, gleichgesetzt mit dem ebenso unbekannten
Todestag des Paulus, wird der 29. Juni erstmals für das Jahr
258 genannt; das heutige Fest ist schon im römischen Staatskalender
von 354 erwähnt. Auch in Ravenna und Konstantinopel wurden im
4. Jahrhundert Petrus-Kirchen geweiht. Das frühe Mittelalter
war eine Hochzeit des Kultes um Petrus, vor allem bei Angelsachsen;
die Karolinger ernannten ihn zu ihrem Patron.