Nikolaus
trat in das seiner Heimatstadt nahgelegenen Kloster von Sion ein und
wurde um 300 zum Metropoliten von Myra geweiht. Er zerstörte zahlreiche
Tempel der Heidengöttin Diana - sein Feiertag am 6. Dezember ist
Dianas Geburtstag. Während der bald schon einsetzenden Christenverfolgung
wurde er um 310 gefangen genommen und gefoltert. 325 nahm er am 1. Konzil
von Nicäa teil.
Verbreitete
Legenden über Nikolaus erzählen: In einer verarmten Familie
konnte er durch gezielte Geldgeschenke, die er heimlich durchs Fenster
und durch den Kamin in die darin aufgehängten Socken warf, verhindern,
dass der Vater seine drei Töchter zur Prostitution bewegen musste.
Drei zu Unrecht zum Tod Verurteilte konnte er retten, indem er im
Traum dem Kaiser erschien und um ihre Befreiung bat; in anderer Version
rettete sie Nikolaus, indem er das Schwert des Henkers abwehrend ergriff.
Um ein in Seenot geratenes Schiff mit drei Pilgern, die von Ephesus
ausfuhren und das für eine christliche Kapelle bestimmte heilige
Öl in den Diana-Tempel zurückzubringen sollten, zu retten,
begab er sich an Bord, stillte den Sturm und brachte das Schiff sicher
in den Hafen. Drei Jungen fielen auf der Suche nach Arbeit dem Metzger
in die Hände, der sie in ein Pökelfass steckte und zu Wurst
verarbeiten wollte; sie waren schon zerteilt, als der Bischof davon
erfuhr und sie wieder zum Leben erweckte. Vom 15. Jahrhundert an verbreitete
sich die Legende von den Getreidehändlern: Nikolaus erbat bei
einer Hungersnot in Myra von jedem der für den Kaiser in Rom
bestimmten Schiffe nur 100 Scheffel und versicherte, dass durch sein
Gebet nichts bei der Ablieferung fehlen werde, was sich bewahrheitete;
Nikolaus aber konnte seine Gemeinde auf Jahre hinaus ernähren
und sogar Saatgut austeilen.
Der
Kult um Nikolaus entwickelte sich etwa 200 Jahre später in Griechenland
und kam dann zunächst in die slawischen Länder. Er wurde
einer der beliebtesten Volksheiligen mit vielen legendären Erzählungen,
die vor allem seine menschenfreundliche und hilfsbereite Art bezeugen.
Über die byzantinische Tradition wurde Nikolaus einer der am
meisten verehrten Heiligen Russlands, er folgt im Osten in der Verehrung
unmittelbar nach Maria. Nikolaus' zerbrochener leerer Sarkophag wird
noch heute in der wiederhergestellten Unterkirche von Demre von Wallfahrern
der Ostkirche verehrt. Im 6. Jahrhundert wurde Nikolaus in der griechischen
Kirche verehrt, in Rom zog der Kult im 8. Jahrhundert ein, er verbreitete
sich dann zunehmend auch in Mittel- und Südeuropa. Um 980 entstand
in Deutschland die ersten Nikolauskirche in Brauweiler. Die 1087 von
Piraten entwendeten Gebeine brachte man Ende des 11. Jahrhunderts
nach Bari und errichtete auf den Trümmern des byzantinischen
Gouverneurspalastes die monumentale Basilika S. Nicola, die Papst
Urban II. 1098 weihte. Als Translationstag gilt der 8. Mai, der in
Bari mit einem großen Unzug begangen wird. Zwischen dem 11.
bis zum 16. Jahrhundert wurden diesseits der Alpen über 2.200
Kirchen nach dem Heiligen Nikolaus benannt.
Nikolaus'
Kult in Deutschland wurde im 10. Jahrhundert besonders durch Kaiserin
Thephanu, die griechische Ehefrau des Kaisers Otto II., gefördert.
Schon damals entstand der Brauch, dass Nikolaus die Kinder beschenkt.
Grundlage hierfür war der Brauch des "Bischofsspieles"
in Klosterschulen, wo ein Schüler für einen Tag - zuerst
am Tag der "Unschuldigen Kindlein", dann am Nikolaustag
- als "Bischof" fungieren durfte.
Nikolaus
gilt als Helfer in fast allen Schwierigkeiten. Die Volksfrömmigkeit
hat seinen Gedenktag mit reichem Brauchtum liebevoll bedacht, seit
1555 ist Nikolaus als Gabenbringer für Kinder belegt. Ansatzpunkte
für Brauchtum und seine zahlreichen Patronate finden sich in
den Legenden. Am Vorabend des Nikolaustages beschenkt er - oft zusammen
mit seinem Helfer, Knecht Ruprecht, die Kinder. Am Nikolausabend stellen
Kinder ihre Stiefel oder Strümpfe vor die Tür, diese werden
über Nacht von Nikolaus mit Süßigkeiten gefüllt.
Der Weihnachtsmann mit weißem Bart und rotem Gewand, der den
Kindern am Heiligen Abend die Geschenke überreicht, geht auf
den niederländischen "Sinterklaas" zurück; für
die weltweite Verbreitung dieses Bildes von Nikolaus sorgte um die
Jahrhundertwende die Firma "Coca Cola", die ihn für
Werbung in ihren Firmenfarben benützte. In Bari wurde neben Kirchen
und einem Platz auch das moderne Fussballstadion nach ihm benannt.
Auch in liberalen islamischen Familien beschenkt "Noel Baba"
die Kleinen.